Viele Konflikte, vor denen wir stehen, scheinen unlösbar zu sein. Doch wenn wir einen Schritt zurücktreten, mit einem neuen Blick auf das Problem schauen und nach einem gemeinsamen Nenner suchen, dann kann die Lösung manchmal überraschend einfach sein.
Paul Watzlawick erzählte bei seinem Vortrag 1998 auf den Basler Psychotherapietagen folgende wunderbare orientalische Geschichte, die wir dir kurz frei wiedergeben:
Ein Vater hinterlässt in seinem Testament seinen drei Söhnen 17 Kamele, unter der Bedingung, dass
Die drei Söhne verzweifeln an der Lösung dieser Hinterlassenschaft, denn es konnte sicher nicht der Wunsch des Vaters gewesen sein, eines der Kamele zu zerteilen.
Da kommt ein Mullah (ein Wanderprediger) daher geritten und sie halten ihn an. Er steigt ab, fragt was er für sie tun könne und sie erklären ihm das Problem.
Der Mullah sagt:
Das ist gar kein Problem. Ich gebe mein Kamel zu den Euren dazu, dann habt Ihr 18.
Neun und sechs sind 15 und zwei sind 17. Das lässt ein Kamel übrig, nämlich meins. Mit diesen Worten besteigt er sein Kamel und reitet davon.
(Quelle: Paul Watzlawick - Die Therapie des „Als-Ob“ (Vortrag, 1998), ab 5:00 Minuten)
In unseren Beratungsprojekten und Workshops rund um agile und digitale Transformationsprozesse stehen wir immer wieder vor der Herausforderung, gemeinsam mit Auftraggeber:innen und Teilnehmer:innen den Raum für knifflige und komplexe „Lösungen“ zu schaffen - ohne dabei das sogenannte „Not Invented Here“-Syndrom zu stimulieren und eine Autoimmunreaktion des Klientensystems in Gang zu setzen. Gerade in agilen und digitalen Transformationsprozessen kommt es immer wieder zu Abwehrreaktionen und Widerständen. In diesem Fall kann die Parabel einen Zugang zum Lösungsraum anbieten.
Natürlich (zumindest sind wir Systemiker fest davon überzeugt) enthält das Klientensystem bereits die Lösung zu jedem Problem. Aber manchmal ist es nicht so einfach diese Lösungen zu finden. Denn oft ist der Zugang nicht so leicht möglich. Der Lösungsraum erschließt sich nicht! Vielleicht weil ein Lösungsansatz durch Sand verdeckt ist (Traditionen oder Kultur – „Das haben wir hier schon immer so gemacht!“) oder aber die Gefahr und der Druck von Außen, die unsere Kreativität lähmen (Verlust der kognitiven Balance). Wir verlieren den Zugang zu unserer Intuition und beginnen, auf bewährte, vertraute Lösungsansätze aus der Vergangenheit zu bauen. Oder wir verdoppeln den Aufwand bei der Umsetzung der gleichen, in die falsche Richtung führenden Strategie. Die Komplexität der Problemsituation überfordert uns und macht uns blind für die möglichen Schwierigkeiten, die erst durch unseren Aktionismus entstehen werden.
Hier braucht es einen Impuls, einen Katalysator von außerhalb des Systems, der uns in Bewegung setzt und uns über den Tellerrand blicken lässt. Diesen Impuls, der uns „out-of-the-box“ agieren lässt, bietet die systemische Organisationsberatung. Genau hier grenzt sie sich deutlich von klassischer Beratung ab. Hier kann der systemische Ansatz seine Stärken ausspielen und einen deutlichen Mehrwert erwirken. Das Konzept systemischer Organisationsberatung geht davon aus, dass sich komplexe Probleme nicht lösen lassen, wenn man die Aufmerksamkeit lediglich auf ein Element richtet, da Organisationen soziale bzw. soziotechnische Systeme sind und alle Elemente und ihre Beziehungen daher miteinander betrachtet werden müssen: Vom System, über die Agilität, über Kultur und Change bis hin zu OKR, das - stellen wir uns diese Bereiche als Ringe vor - den innersten Ring darstellt. Das Modell, das sich daraus ergibt, nennt sich Kontext-Modell von OKR.
Du willst mehr zum Thema systemische Organisationsberatung wissen? Dann legen wir dir ans Herz dich auf das OKR Standardwerk zu agiler Strategieentwicklung, Strategievalidierung und Strategieumsetzung zu stürzen. Ein Schmöker von 600 Seiten, der sich unserem systemischen Ansatz ausgiebig widmet.
Du erreichst mich per Email oder per Telefon. Ich freue mich, dich und dein Vorhaben kennenzulernen.
- Aleksandra Walter, die.agilen GmbH