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10 min

Die narrative Organisation - wirksames Storytelling durch OKR

Veröffentlicht am
2.1.2024

Während sich das explizite Wissen einer Organisation in Fakten, Regeln, Theorien, Sachwissen, Plänen, Formeln und auch Erinnerungen manifestiert, sind es beim impliziten Wissen die Erfahrungen und Überzeugungen, das Beobachtungs-, Trainings- und Übungswissen, die Verhaltensweisen, soziale Regeln, Einstellungen, Assoziationen und die Phantasie. Auf all das kann ich als Mensch grundsätzlich nur zugreifen, wenn ich intrinsisch motiviert bin - also wenn Autonomy, Mastery und Purpose für mich ausgeprägt sind.

Aber noch etwas ist wichtig zu verstehen - der Zugriff auf das implizite Wissen erfolgt rein neurobiologisch in einem eigenen Bereich im Gehirn: dem sogenannten "episodischen Gedächtnis", welches narrativ strukturiert ist. Während wir Fakten & Co. im sogenannten "Faktenwissen-Gedächtnis" wie auf einer Festplatte ablegen, erfolgt der Zugriff auf das episodische Gedächtnis ausschließlich über Geschichten - den Narrativen. Manfred Spitzer - ein Neurobiologe - sagte einmal: "Geschichten treiben uns um, nicht Fakten. Geschichten enthalten Fakten, aber diese Fakten verhalten sich zu den Geschichten wie das Skelett zum ganzen Menschen. […] Einzelheiten machen nur im Zusammenhang Sinn, und es ist dieser Zusammenhang und dieser Sinn, der die Einzelheiten interessant macht.".

Das, was wir „Sinn“ (oder „Sinnstiftung“) nennen, geschieht immer in narrativen Strukturen: Geschichten sind das Mittel, das unser Gehirn entwickelt hat, um Zusammenhänge zu verstehen, Identität zu bilden, Gemeinschaft eine Grundlage zu geben und die Zukunft gestalten zu können.

Dafür benötigt es in Organisationen folgendes:

  • Die Organisation selbst muss Sinn machen (Purpose) [ACHTUNG: Das ist nicht der Zweck!]
  • Die Operationalisierung muss Sinn machen (Prozesse, Abläufe, Strukturen, ...)
  • Die Mitarbeitenden müssen ihren Beitrag ihrer Arbeit zum Purpose des Unternehmens kennen

Narrative Strukturen, Narrative, Geschichten und Erzählungen

Bevor wir uns anschauen, wie wir zu Narrativen kommen und wie uns OKR hierbei unterstützen kann, müssen wir zunächst klären, was diese Begriffe überhaupt bedeuten.

Ein Akt der Kommunikation hat eine narrative Struktur, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

  1. Es gibt mindestens eine Hauptfigur
  2. Es werden mindestens drei Zeitpunkte t1, t2, t3 beschrieben
  3. Es wird ein Zustand der Hauptfigur zu t1 beschrieben
  4. Es wird eine Veränderung der Hauptfigur (oder ihrer Umwelt) zu t2 beschrieben
  5. Es wird ein Endzustand der Hauptfigur zu t3 beschrieben
  6. Der Endzustand ist in mindestens einem Merkmal unterschiedlich zum Anfangszustand

Ein Beispiel hierfür wäre: Unsere Kunden brauchen viel Zeit zum Bearbeiten ihrer Steuererklärung, wir schaffen eine digitale Lösung, die das Bearbeiten erleichtert, unsere Kunden sparen sehr viel Zeit durch das Benutzen dieser Lösung.

Kurz könnte man sagen: Es gibt einen Ausgangszustand A, ein Ereignis, das eine Transformation T bewirkt und einen Endzustand E - also noch kürzer A T E.

Ein Narrativ ist eine narrative Struktur, die entweder explizit geäußert wird, oder implizit ganz unterschiedlichen Kommunikationsakten zugrunde liegt.
Eine Geschichte ist ein konkreter Handlungsablauf mit konkreten Ereignissen, dem eine narrative Struktur zugrunde liegt.
Eine Erzählung (oder auch Narration) ist die konkrete Realisation einer Geschichte in einem Erzählakt. Das bedeutet, dass die "Geschichte" der Handlungsablauf ist, die "Erzählung" aber die Art und Weise, wie sie erzählt wird.

Warum Narrative?

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommele nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ (Antoine de Saint-Exupéry)

Nur narrative Unternehmen sind fähig, wirklich zu agilen Unternehmen zu werden, die die VUKA-Welt beherrschen können – denn nur über gemeinsame Narrative kann agile Arbeit sinnvoll koordiniert und gesteuert werden: Es braucht ein Sinnnarrativ für alle.

Narrative Ansätze

Narrative Interventionen schaffen neue Erfahrungswelten für die Mitarbeitenden, indem sie Dialogräume am Zuhören orientieren und alle Stimmen und Perspektiven als gleich wichtig anerkennen.

In der folgenden Grafik haben wir die narrative Ansätze samt kurzer Erläuterung skizziert und jeweils die Relevanz zu OKR (bzw. zu den Prinzipien & Events) notiert.

BILD: Narrative Arbeit in OKR

Somit ist es also unabdingbar, die Prinzipien wie aufgeführt umzusetzen (beispielsweise ausschließlich loosely coupled und nicht strict cascading zu arbeiten) und zusätzlich die kollaborativen Events mit Mikromethoden auszustatten, die die narrativen Ansätze umsetzen. Gerne unterstützen wir Euch hier - meldet Euch gerne jederzeit bei uns.

Ergebnis

Wenn wir alles richtig gemacht haben, erhalten wir ein OKR-System, welches maximal narrativ strukturiert ist. Insbesondere startet es immer mit einem Vision & Purpose Statement, welches der gerechten Sache (nach Simon Sinek) folgt, darauf aufbauend ein starkes Moal Picture mindestens auf der obersten Ebene der OKR-Einführung (ggf. noch weitere auf tieferen Ebenen) und ebenso starke OKR-Sets, die sich an Vision&Purpose sowie dem Moal Picture orientieren. Zudem sind alle Sets immer auf einen Protagonisten ausgerichtet (in den meisten Fällen der Kunde) und somit streng Outcome orientiert. Alle Teams finden schließlich ihre OKR-Sets in völliger Autonomie und richten diese selbst an der Gesamtorganisation aus (Alignment).

Das wiederum sorgt für eine sehr hohe Umsetzungsaffinität bei den Mitarbeitenden, maximaler intrinsischer Motivation und weitreichender Erhöhung der Gesamtintelligenz sowie Adaptiongeschwindigkeit der Organisation.

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