OKR polarisiert. Für die einen ist es ein Buzzword, für andere ein zentrales Betriebssystem moderner Organisationen. Die entscheidende Frage lautet jedoch nicht, ob OKR modern ist - sondern:
Wirkt OKR nachweislich?
Die kurze Antwort: Ja.
Die lange, wissenschaftlich saubere Antwort: Ja - wenn OKR als das verstanden und umgesetzt wird, was es ist: agile Strategiearbeit für komplexe Systeme.
Dieser Artikel verbindet
- eine der wichtigsten empirischen Studien zur Wirksamkeit von strategischer Planung
- mit unserem OKR-Verständnis und der Erfahrung aus über 1.800 OKR Einführung
1. Der wissenschaftliche Befund: Strategische Planung wirkt
Die Meta-Analyse von George, Walker & Monster (2019) untersucht eine der zentralen Managementfragen der letzten Jahrzehnte:
Does strategic planning improve organizational performance?
Die Autoren analysieren 31 empirische Studien mit insgesamt 87 Effektstärken und kommen zu einem klaren Ergebnis:
Strategische Planung hat einen signifikanten, positiven Effekt auf die organisationale Performance.
(George et al., 2019, Public Administration Review)
Besonders relevant:
- Der Effekt ist robust über Branchen hinweg
- Er gilt für öffentliche wie private Organisationen
- Er verstärkt sich, wenn Planung nicht statisch, sondern adaptiv erfolgt
Genau hier setzt OKR an.
2. OKR ist strategische Planung - aber für die rote Welt
In OKR kurz & klar beschreiben wir es sehr eindeutig:
„OKR ist eine Denkhaltung & Rahmenstruktur für Kommunikation, die es Organisationen ermöglicht, die Zukunft in Zeiten hoher Dynamik und steigender Komplexität erfolgreich zu meistern.“
(Lobacher & Jacob, OKR kurz & klar, 2. Aufl.)
Die Meta-Analyse untersucht überwiegend klassische strategische Planung - also eher blaue Planung:
- langfristig
- prognosebasiert
- linear
OKR dagegen adressiert explizit die rote Welt (nach Wohland):
- geringe Vorhersagbarkeit
- hohe Dynamik
- Emergenz statt Kausalität
Wenn schon klassische Planung wirkt, dann wirkt adaptive, zyklische und outcome-orientierte Planung erst recht.
3. Warum klassische Planung oft scheitert - und OKR nicht
George et al. zeigen auch:
Strategische Planung wirkt nicht automatisch. Sie verliert Wirkung, wenn sie
- vom operativen Alltag entkoppelt ist
- nicht regelmäßig überprüft wird
- keine klaren Wirkannahmen enthält
Genau hier liegt der Unterschied zu OKR.
In OKR - Das Standardwerk zur agilen Strategiearbeit schreiben wir:
„OKR verbindet Strategieentwicklung, Strategieumsetzung und Strategievalidierung in einem kontinuierlichen Regelkreis.“
OKR ist kein Dokument. OKR ist keine Strategieumsetzung. OKR ist keine Methode.
OKR ist ein lernendes System.
4. Die Architektur hinter der Wirksamkeit: Vision, HED, MED und Moal
4.1 Vision & Purpose: Der wissenschaftliche Startpunkt
Strategische Planung wirkt laut Forschung dann besonders gut, wenn sie
- Orientierung schafft
- Sinn stiftet
- kollektives Handeln ermöglicht
Genau deshalb startet unser Ansatz immer mit Vision & Purpose:
„Ohne ein starkes Warum kann es kein wirksames OKR geben.“
(OKR kurz & klar)
Das ist kein Soft-Faktor. Studien zur Zielsetzung (Locke & Latham) zeigen seit Jahrzehnten:
Sinnhaftigkeit erhöht Commitment, Persistenz und Zielerreichung.
4.2 HED - Highlevel Economic Direction
Die Meta-Analyse zeigt: Planung wirkt besonders dann, wenn Trade-offs explizit gemacht werden.
HED erfüllt genau diese Funktion:
- wirtschaftlicher Handlungsrahmen
- bewusste Entscheidungen gegen Alternativen
- Verbindung von Purpose und Ökonomie
„Die HED beschreibt den ökonomischen Möglichkeitsraum, in dem sich OKR bewegen dürfen.“
(OKR - Das Standardwerk zur agilen Strategiearbeit)
Damit wird Planung handlungsleitend, nicht theoretisch.
4.3 MED - Midterm Economic Direction
George et al. betonen, dass Planung nur dann wirkt, wenn sie operationalisierbar ist.
MED übersetzt die HED in:
- überprüfbare Hypothesen
- lokale Health-Metriken
- mittelfristige wirtschaftliche Orientierung
„MED ist die Brücke zwischen Strategie und operativer Realität.“
(OKR Praxisbuch)
Genau hier beginnt messbare Wirksamkeit.
4.4 Moal - das verbindende Zielbild
Ein zentrales Ergebnis der Meta-Analyse:
Planung wirkt stärker, wenn sie ein gemeinsames mentales Modell erzeugt.
Das ist exakt die Funktion des Moal Pictures.
„Das Moal ist kein Ziel, sondern ein geteiltes Zukunftsbild, zu dem alle beitragen können.“
(OKR kurz & klar)
- kein KPI
- kein Projektplan
- sondern kollektive Orientierung
Moal ist strategische Planung auf systemischer Ebene.#
5. Objectives & Key Results: Planung wird überprüfbar
Die Meta-Analyse zeigt ebenfalls:
Der größte Effekt entsteht dort, wo Planung regelmäßig überprüft und angepasst wird.
OKR löst das durch:
- kurze Zyklen
- OKR Weeklys
- Reviews & Retrospektiven
Objectives
qualitative Zielbilder
Mini-Visionen für 3-4 Monate
Key Results
messbare Hypothesen
Leading Indicators, keine Outputs
„Key Results messen nicht Leistung, sondern Wirkung.“
(OKR - Das Standardwerk zur agilen Strategiearbeit)
Genau das fordert auch die Wissenschaft: Outcome vor Output.
6. Warum OKR kein Zielsystem, sondern ein Wirksamkeitssystem ist
George et al. betonen:
Planung verbessert Performance nicht direkt - sondern über bessere Entscheidungen, Lernen und Koordination.
Das deckt sich 1:1 mit unserem Verständnis:
- OKR delegiert keine Ziele
- OKR erzwingt Kommunikation
- OKR ermöglicht Emergenz
„OKR funktioniert nur über Teams - niemals über Individuen.“
(OKR kurz & klar)
Und genau deshalb ist OKR anschlussfähig an die empirische Forschung zu komplexen Systemen.
7. Fazit: OKR funktioniert - nicht trotz, sondern wegen der Wissenschaft
Die Meta-Analyse von George et al. (2019) liefert die empirische Grundlage:
Strategische Planung wirkt.
Unser Ansatz liefert die entscheidende Ergänzung:
Wie strategische Planung in komplexen Systemen überhaupt wirksam sein kann.
OKR funktioniert wirklich, weil:
- es Strategiearbeit ist (nicht Zielverwaltung)
- es Komplexität adressiert (nicht kontrollieren will)
- es Lernen institutionalisiert
- es Orientierung vor Kontrolle stellt
Oder in anderen Worten:
„OKR ist kein Tool. OKR ist ein Betriebssystem für Organisationen in einer roten Welt.“
Quellen (Auswahl)
- George, B., Walker, R. M., & Monster, J. (2019). Does Strategic Planning Improve Organizational Performance? A Meta-Analysis. Public Administration Review, 79(6), 810-819. https://doi.org/10.1111/puar.13104
- Lobacher, P., & Jacob, C. (2022). Objectives & Key Results - Das Standardwerk zur agilen Strategiearbeit. die.agilen GmbH.
- Lobacher, P., & Jacob, C. (2024). OKR kurz & klar (2. Aufl.). die.agilen GmbH.
- Lobacher, P., & Jacob, C. (2025). OKR Praxisbuch. die.agilen GmbH.
- Locke, E. A., & Latham, G. P. (2002). Building a practically useful theory of goal setting and task motivation. American Psychologist, 57(9), 705-717.

